Ein wenig Wehmut und große Dankbarkeit
Zum 65. – und zugleich vorläufig letzten Mal fanden im Juli 2025 die „Gosauer Singwochen“ statt. Seit 1955 trafen sich motivierte Sängerinnen und Sänger regelmäßig zu einer 14-tägigen Singfreizeit in Gosau, um in nur wenigen Proben ein anspruchsvolles Programm zu erarbeiten, das dann in drei Konzerten an unterschiedlichen Orten aufgeführt wurde. Tagsüber hatte man Freizeit, die jeder in Eigenregie gestalten konnte und abends traf man sich zur Probe.
Auch in diesem Jahr kamen über 60 aktive Teilnehmende zusammen, um unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald fleißig zu proben, um für die Abschlusskonzerte bestens gerüstet zu sein. Aus dem reichhaltigen Schaffen Johann Sebastian Bachs wählte Steuerwald fünf Motetten, die der Chor in nur zehn Proben intensiv einstudierte und in den Konzerten eindrucksvoll vortrug. Bewusst setzte Steuerwald Johann Sebastian Bach (quasi einen der Urväter der Kirchenmusik) in den Mittelpunkt der Konzerte, um einen glanzvoll-krönenden Abschluss einer 70-jährigen Tradition zu setzen, aber auch um die zugleich sachliche und kunstvolle Monumentalität Bachs, dessen Leben und Werk stets geprägt war von tiefem Gottvertrauen, herauszustellen. Wie anders könnte so eine Tradition würdevoll beendet werden, wenn nicht mit Bach!
Schwindende Teilnehmerzahlen, Umstrukturierungen innerhalb des Landesverbandes und der Landeskirche machen eine weitere Durchführung der Singwochen erheblich schwieriger bis unmöglich. So entschied man sich schweren Herzens, die Singwochen bis auf Weiteres nicht mehr anzubieten. Demzufolge waren auch die Proben und Gespräche erfüllt von einer gewissen Wehmut. Jedoch überwog die Dankbarkeit über die schöne Zeit und die vielen gemeinsamen Stunden, angefüllt mit fantastischer Musik.
Ein großer Dank sei auch an all diejenigen gerichtet, die mitgeholfen haben, dass die „Gosauer Singwochen“ über so viele Jahre ein echter Erfolg waren. Natürlich ist es auch das Zusammenspiel von Natur und Kultur was dazu beitrug, aber die bodenständige und ehrliche Freundlichkeit der Gosauer, geprägt von großer Flexibilität und Hilfsbereitschaft waren ein Garant dafür.
Viele Freundschaften sind über die Jahre und Jahrzehnte entstanden und werden sicherlich weiterhin Bestand haben. Ganz bestimmt wird auch der ein oder andere ohne die Singwochen mal wieder nach Gosau kommen, denn das atemberaubende Panorama und die in Gosau liegende Ruhe und Kraft sind ein wahrer Anziehungsmagnet und Jungbrunnen.
Tobias Markutzik